Zwischen 1981 und 1984 restauriert; bis mindestens 1953 noch ohne Signatur • ursprünglich elf großformatige Pergamentstücke, die zu einer Rolle zusammengeklebt wurden; die Rolle ist jetzt in vier Teile zerschnitten (Länge der elf Pergamentstücke: Teil I: 86; 83,5; 79,5 und 84 cm; Teil II: 82 und 72 cm; Teil III: 77; 77,5 und 3,5 cm; Teil IV: 71 und 70 cm; Länge der vier Teile: 333; 154; 158 und 141 cm). Zwischen Teil I und II, Teil III und IV sowie am Ende von Teil IV sind Verluste eingetreten (zwischen Teil III und IV ein schmaler Streifen in Höhe einer kolorierten Federzeichnung; Länge der beiden anderen, erheblich größeren, Fehlstellen nicht bestimmbar). Am oberen Rand von Teil I sind Löcher (zur Befestigung eines Drehstabs ?) erkennbar. Die gefalteten Teile werden liegend in einem 80 x 80 cm messenden, mit blauem Leinen überzogenen Behältnis des 20. Jh. verwahrt.
Sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite bemalt und beschriftet; Ausrichtung von Schrift und Bebilderung parallel zur Schmalseite; Betrachtungsfolge in horizontalen Ebenen abwärts (s. u.) ∙ fast durchgehend 3 Bildspalten mit unterschiedlich langen, aber stets knappen Begleittexten, letztere großenteils nicht ausgeführt (s. u.; Breite des Schriftraums 5 – 17 cm); auf den Recto-Seiten von Teil II und III streckenweise 4 Bildspalten; Darstellung der Sintflut über die ganze Rollenbreite ∙ Bastarda und Kursive; Schrift teilweise stark abgerieben • 1 Hauptschreiber; 1 Nachtragsschreiber (rechte Spalte der Verso-Seite von Teil III und IV) • etwa 370 kolorierte Federzeichnungen, durchgehend von derselben Hand, routiniert ausgeführt, lebhaft erzählerisch, stilistisch (deutschsprachigen) Bilderchroniken dieser Zeit aus dem süddeutschen Raum nahe; ohne Rahmungen, nicht in Medaillons gefasst und nicht durch Linien verbunden; an Stellen mit Bild- und Textverlust (s. o.) teilweise durchschnitten; vereinzelt Kolorierung nicht ausgeführt, stellenweise Zeichnungen einer weiteren, weniger beholfenen Hand. Farben: rosa, blau, grün, rot, schwarz, grau, violett ∙ auf der Recto-Seite von Teil I von einer neuzeitlichen Hand im Stammbaum Jesu Jahresangaben ab Erschaffung der Welt bzw. ab der Sintflut sowie in der linken Spalte zu Achitob Spottverse: Es wird die Welt mit Schmach und Harm / Und aller Not so lang bedrängt / bis an der letzten Pfaffen Darm / der letzte Koenig haengt.
Zur Anlage: Zunächst erfolgte die Ausführung der kolorierten Federzeichnungen, denen in einem zweiten Arbeitsgang der sie erläuternde Text zumeist rechts neben, seltener zwischen den Bildern beigeschrieben wurde; dieser ist jedoch vom Hauptschreiber nur auf der Recto-Seite der Rolle einigermaßen kontinuierlich eingetragen (Lücken vor allem im Bereich der linken und mittleren Spalte), wohingegen er auf der Verso-Seite lediglich im oberen Drittel der rechten Bildspalte von Teil I ausgeführt wurde. Vermutlich von seiner Hand stammen zudem auf beiden Seiten der Rolle längs der Ränder mit feiner Feder geschriebene Textstücke unterschiedlichen Umfangs (soweit erkennbar, zumindest teilweise Vorgaben zur Beschriftung). Von einer weiteren, nicht viel späteren Hand wurden einigen Bildern in der rechten Spalte der Verso-Seite von Teil III und IV Erläuterungen unterschiedlichen Umfangs beigeschrieben. Somit ist ersichtlich, dass die Rolle nicht fertiggestellt wurde.
Bis auf Wattenbach (s. u.) von der Forschung bislang unbeachtet. Zur handschriftlichen Überlieferung illustrierter Bilderchroniken in Rotulusform und zu deren Textgrundlagen B. Studt, Gebrauchsformen mittelalterlicher Rotuli: Das Wort auf dem Weg zur Schrift – die Schrift auf dem Weg zum Bild, in: Vestigia Monasteriensia. Westfalen – Rheinland – Niederlande, hg. v. E. Widder u. a., (Studien zur Regionalgeschichte 5), Bielefeld 1995, S. 325–350 (Lit.); G. Melville, Geschichte in graphischer Gestalt. Beobachtungen zu einer spätmittelalterlichen Darstellungsweise, in: Geschichtsschreibung und Geschichtsbewußtsein im späten Mittelalter, hg. v. H. Patze, (Vorträge und Forschungen 31), Sigmaringen 1987, S. 57–154; F. Fossier, Chroniques universelles en forme de rouleau à la fin du Moyen-Âge, in: Bulletin de la Société nationale des antiquaires de France 1980–1981, S. 163–183.