Der überzeugte Lutheraner und Pfarrer Stifel (1487-1567) fiel besonders durch seine überzeugende Rhetorik und seinen Hang zur Mathematik auf, insbesondere zu obskuren Wortrechnungen, mit denen er aus Bibeltexten bestimmte Ereignisse vorausberechnen wollte. [1]
Nach zehnjährigem Aufenthalt im Augustinerkloster von Eßlingen trat Stifel 1521 mit einer aufrüttelnden Flugschrift für die lutherische Lehre gegen den Papst an die deutsche Öffentlichkeit. Er musste mehrfach fliehen und wurde von Martin Luther (1483-1546) in Wittenberg aufgenommen. [2]
1544 erschien sein erstes mathematisches Werk, die Arithmetica integra, die der europäischen Mathematik für die nächsten Jahrzehnte wichtige Impulse gab. Das Vorwort für dieses Werk schrieb Philipp Melanchthon (1497-1560).
Stifel behandelt auch das Rechnen mit negativen Zahlen und verhalf dieser in Europa bis dahin nicht akzeptierten Zahlenart zum Durchbruch. Außerdem verwendet er durchgängig die heute üblichen Operationssymbole (+, -, √) und machte damit einen großen Schritt in Richtung auf die heute übliche Kurzschrift der Algebra. [3]
Sifel erfasste sehr deutlich die im Folgenvergleich liegenden Möglichkeiten, dass nämlich durch Rückgriff die arithmetische Folge die jeweils einfachere Rechenart eingesetzt werden kann. Stifel schreibt: Addition in der arithmetischen Reihe entspricht der Multiplikation in der geometrischen, ebenso Subtraktion in jener der Division in dieser. Dem Prinzip nach hat Stifel offensichtlich das Wesen des logarithmischen Rechnens erfasst. [4]
Die nachlutherischen Streitigkeiten unter den Protestanten, in die er verwickelt war, veranlassten ihn schließlich 1559 nach Jena zu gehen. [5]
Stiefel las wöchentlich vier Stunden über theoretische und praktische Arithmetik und hielt eine Vorlesung über Geometrie nach dem berühmten Lehrbuch Elemente von Euklid (3. Jh. v.Chr.) [6]
Quellen:
[1] Hellweg, Thomas: Meister von Raum & Zahl. Centaurus Verlag. Freiburg 2010. – S. 96
[2] Gottwald, Siegfried: Lexikon bedeutender Mathematiker. Bibliographisches Institut. Leipzig 1990. – S. 441
[3] Hellweg, Thomas: Meister von Raum & Zahl. Centaurus Verlag. Freiburg 2010. – S. 96
[4] Wußing, Hans: Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften. Berlin 1989. – S. 124
[5] Gottwald, Siegfried: Lexikon bedeutender Mathematiker. Bibliographisches Institut. Leipzig 1990. – S. 441
[6] Schielicke, Reinhard: Astronomie in Jena. Jena-information. Jena 1988. – S. 6
Format:
4 ̊
Illustration:
Ill. (Holzschn.)., Druckerm.
Extent:
[6], 319, [3] Bl.
Year(s) of publication:
1544
Place of Printing (by original item):
Norimbergae
Place of Printing (german):
Nürnberg
Fingerprint:
ernt 4035 etxe sate 3 1544R
Origin of fingerprint:
Fingerprint nach Ex. der SBB, der FB Gotha und der ThULB Jena
Annotation:
Vorlageform des Erscheinungsvermerks: Norimbergæ apud Iohan. Petreium. Anno Christi M. D. XLIIII.
Signaturformel nach Ex. der ThULB Jena: [alpha]4, [beta]2, a-z4, A-Z4, aa-zz4, AA-KK4, LL6