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Tuschzeichnung in Gold auf aquarelliertem Hintergrund (I: rosa; II: hellblau mit rosa Rahmung).
I: Rückentitel mit mit abstrakt-linearem Ornament, handschriftliche Notiz: "Druck".
II: Vorderseite Einband mit angedeutetem Rücken. Abstrakt-lineare Zeichung aus geraden, teilweise winkligen, und gekrümmten Linien, die sich nach oben hin verjüngen, durch Überschneidungen ein Gesamtbild formen. Der Schriftzug selbst ist Teil des Bilds: Das über der Zeichnung stehende Wort „Himmelfahrt“ scheint Wolken zu folgen, "Venus" dagegen wirkt geerdet; die Bewegung von links unten nach rechts oben verstärkt sich durch versetzte Parallellinien mit kurzen, fußartigen rechtwinkligen Linien. Die rechte untere Ecke ist abgeschnitten.
Bemerkung:
Der Pappband zeigt eine leicht veränderte Farbgestaltung: ist eher dunkelblau, der Rahmen hellrot, der Golddruck des Vorderdeckels über schwarzer Vorzeichnung, Rückentext und -ornament sind schwarz. Verfasserin war Käthe Jatho-Zimmermann, die unter dem Pseudonym Karl Zimmermann drei Bücher bei Diederichs verlegte. Sie war der Grund dafür, dass Diederichs die Hälfte der acht erschienenen Druckschriften der Kalltalpresse verlegte (die "Himmelfahrt der Venus" erschien als die achte davon)- die anderen erschienen in kleinen Verlagen bzw. als Pressendrucke. Zum "Experiment Kalltalgemeinschaft" (1919-1921) zählte ihr Mann, Carl Oskar Jatho, Sohn des monistisch orientierten, 1911 amtsenthobenen Pfarrers Carl Jatho, Franz Nitsche (2.: "Zwischen Morgen und Abermorgen. Zeichnungen und Aufzeichnungen", 1919) und Franz Wilhelm Seiwert, der dieses achte Buch gestaltete und selbst zwei Pressendrucke erscheinen ließ.
In den Veröffentlichungen zu Seiwert, der als ein Mitglied der "Kölner Progressiven" Beachtung fand, wurde sein zeichnerisches Frühwerk dem Expressionismus zugeordnet, bisher jedoch kaum analysiert und interpretiert. Seiwert verließ Simonskall wohl um die Jahreswende 1919/20, wie der Kölner Adresseneintrag im Korrekturenbuch (8, S. 199) vermuten lässt. Das rein Lineare wich linearen Zeichnungen mit Schraffuren, vielleicht unter dem Einfluss von Paul Klee oder anderer Bauhaus-Künstler. Seiwert sah sich als Revolutionär, veröffentlichte damals vorwiegend in der "Aktion"; in Diederichs' "Tat" 15 (1923/24), S. 612-14: "Die Kultur und das Proletariat."
Diederichs' Engagement wurde als Kontinuitätslinie ausgehend von der "Neuen Gemeinschaft" um Heinrich und Julius Hart in Schlachtensee verstanden. Doch ist v.a. der Faktor Käthe Zimmermann zu sehen, die Diederichs in der Tat zu heiraten erwogen hatte: "Im September [1915] besuchte mich Käthe Zimmermann, ihr Besuch wurde mir ein starkes poetisches Erlebnis... Wie seltsam. Erst hatte ich in Jathos Hause vor Jahren Briefe von ihr vorgelesen bekommen, die sie an Vater Jatho aus dem Kloster gerichtet hatte, Briefe von einer seltsam lockenden Süße und nun lief ich auf Jenas Bergen mit ihr und wurde nicht müde, ihren Worten zuzuhören. / Soll ich noch eine Autorin nennen, deren religiöses Wesen und Anmut der Gebärde ich in mir lebendig und daher auch in meine Arbeit einströmend fühle, so ist dies Käthe Zimmermann. Sie besitzt jene Leichtigkeit, die Nietzsche in seinem Tanzlied kündet, und die immer unerfüllte Sehnsucht bei mir bleiben wird..." (Diederichs, Lebensaufbau, Ms. Privatbesitz, S. 179 bzw. 194)