Spätmittelalterlicher brauner Lederhalbband über Holz; Rücken neu; über den vorherigen Zustand Bertalot, Studienheft (s. u.), S. 87: „aus zwei glatten mit zerfressenem Rückenleder verbundenen Holzdeckeln bestehende[r] Einband“. Reste einer Mittelschließe; auf dem erhaltenen hinteren Messingbeschlag geprägtes Lamm, rund umrandet. Auf dem Vorderdeckel zeitgenössische Titelaufschrift; nur am Anfang lesbar. Falze aus drei lateinischen Pergamenthandschriften des 14. Jh.
Der Hauptteil der Handschrift (Bl. 1 –18, 48 – 230) besteht aus mehreren, wahrscheinlich ungefähr gleichzeitig entstandenen Teilen (Mitte 15. Jh.); verwendet sind zwei ältere Lagen (Bl. 19 – 47; 1428)
14 Wasserzeichen: 4 x Blüte, darunter Piccard Blatt, Blume, Baum II 846 (Pavia 1463) und II 841 (Pavia 1460); 2 x Buchstabe B, ähnlich Briquet 7984 (1447–1459); 2 x Frucht, ähnlich Gruppe Piccard Frucht II 462–484 (größtenteils Belege aus Pavia 1412–1449); 1 x Buchstabe N in Kreis, ähnlich Briquet 8439 (1445–1450); 1 x Drache (Lage 3 – 4), Typ Piccard Fabeltiere II 859 (Pavia 1428); 3 x Joch (Lage 3 – 4), ähnlich Briquet 7875 (1425); weiteres Motiv (Lage 18) nicht identifizierbar, da nur zur Hälfte erhalten
Lagen: II4 + 2 VII32 + VIII47 + 4 VI95 + (VIII–2)109 + 2 VI133 + (VI+3)148 + 5 VI208 + II212 + III218 + VI230; Lage 18 (Bl. 209 – 212) ursprünglich Blätter aus dem vorderen Teil einer Lage.
Blattfolge: 1 – 19, 23, 22, 21, 20, 24 – 230; von Lage 3 (Bl. 19 – 32) nur vordere Lagenhälfte gestört. In den ersten Lagenhälften jeweils unten rechts mittelalterliche Lagen- und Doppelblattzählung: Lage 3 – 4: b <i> – b <vii> (Bl. 19 – 32), a i – a viii (Bl. 33 – 47); Lage 5 – 7 (Bl. 48 – 95): <1a> – 6<d>, nur teilweise erhalten. Lage 1 – 2 (Bl. 1 – 18), 5 – 18 (Bl. 48 – 212) auf der ersten Seite jeder neuen Lage am unteren Blattrand jeweils mittelalterliche Lagenzählung: a – o; Buchstaben a und m jeweils zweimal besetzt, Buchstabe h vor Buchstabe g. In den ersten Lagenhälften jeweils unten rechts mittelalterliche Doppelblattzählung: Lage 11 (Bl. 122 – 133): 2 – 6; Lage 14 (Bl. 161 – 172): 1 – 6.
Reklamanten: Lage 5 – 7 (Bl. 48 – 95), 12 – 14 (Bl. 134 – 172) sowie 99v (vor zwei herausgeschnittenen Blättern, ohne Textverlust); Lage 16 – 17 (Bl. 185 – 208) gelegentlich Reklamanten für einzelne Blätter (auch auf Recto-Seiten).
Neuzeitliche Foliierung: 1 – 46, 46a, 47 – 230; Lage 3 – 4 jeweils oben rechts mittelalterliche Foliierung: xvi – xxviiii (Bl. 19-32), i – xv (Bl. 33-47), Ziffer xiii zweimal besetzt.
6r-47v, 134r-138v, 152r-156r, 161r-162r, 167r, 173r–v rubriziert; 185r Rubrizierung in Blau. 19r rote Lombarden mit gleichfarbigem einfachen Fleuronnée; 33r 5-zeilige rote Lombarde C, im Binnenfeld braune Federzeichnung eines Mönchskopfs; 122r 2-zeilige rote Lombarde I mit einfachem braunen Fleuronnée; 185r 3-zeilige rote Lombarde F mit Fleuronnée in der Gegenfarbe; 25v, 39r, 44v jeweils gespaltene rote Lombarde; 73r, 82v, 157v, 176r, 209v Lombarden nicht ausgeführt.
Nach Bertalot, Studienheft, S. 86–88, von Schreibern überwiegend deutscher Herkunft in Pavia geschrieben; als Indiz für die Entstehung in Pavia wertet er die von einem italienischen oder italienisch geschulten Schreiber kopierten, fast ausschließlich in dieser Handschrift überlieferten Briefe (52v – 65r) des Antonius Astesanus aus der Zeit seiner Paveser Professur (1434–1436) sowie die nachträglich angefügte Abschrift einer Petition deutscher Studenten in Pavia (120r–v); vgl. ebd., S. 91–92 bzw. S. 88. In diese Reihe zu stellen wären auch die beiden Briefe aus Padua (176r-177v) des Johannes Pirckheimer sowie der Brief (209r-212r) des Balthasar Rasinus († 1468), Professor in Pavia; vgl. W. Hammer, Balthazar Rasinus, Italian Humanist. A Critical and Bibliographical Appraisal, in: Italica 25 (1948), S. 15; Bertalots Annahme wird zudem gestützt durch die Lokalisierung der identifizierbaren Wasserzeichen nach Pavia durch Piccard. Lage 3-4 (Bl. 19-47) geschrieben 1428 (47v); nachträglich angeschlossene Schreiberverse und Explicitformeln 25r, 32v geschrieben von Gilius [= Julius ?] de Juvenalibus.