Verglichen mit der Position, die sein Werk während des Mittelalters einnahm, ist über die Person von Macrobius (ca. 400) nur wenig bekannt. Er war der lateinischen wie auch der griechischen Sprache mächtig und besaß eine weitreichende Kenntnis antiker griechischer und lateinischer Autoren. Diese Charakteristika verweisen auf die Provinzen Spanien, Süditalien oder Afrika als Heimat von Macrobius.
In seinem Werk In somnium Scipionis Ciceronis expositio kommentiert er Ciceros (106-43 v.Chr.) Traum des Scipio. Macrobius widmet zwei Drittel seines Werkes einem umfangreichen Exkurs über pythagoreische Arithmetik, Sphärenharmonie, Geographie, Astronomie und schließlich der Unsterblichkeit der Seele. Mit diesem Werk verknüpfte er hervorragend die philosophische und die mathematische Komponente antiker Bildungstradition. [1]
Macrobius greift den zeitgenössischen Trend auf, der Arithmetik einen besonderen Stellenwert zuzuerkennen, indem sie als Synonym für neuplatonische Zahlenmystik fungierte. Die Beschäftigung mit den Zahlen wurde durch das Ziel der Welterkenntnis legitimiert. Die Mathematik soll als Basiswissenschaft alle Abläufe des Universums erklärbar machen. Die Arithmetik des Macrobius ist der Versuch, eine Brücke zwischen antiker Gelehrsamkeit und zeitgenössischer Interpretation zu schaffen. [2]
Aus seinen Schriften ist etwas über den Wissensstand des gebildeten Römers seiner Zeit zu erfahren.
Der jüngere Scipio trifft im Himmel seinen Vater Paulus und den älteren Scipio. Sie verkünden ihm sein weiteres Schicksal und zeigen ihm die Struktur des Weltalls: die Milchstraße und die neun Sphären, nämlich die Fixsternsphäre, die Sphären der Planeten Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur und Mond und die Erdkugel. Zur Erklärung des Weltalls wird zunächst die Größe und die Entfernung der Sonne ermittelt. Durch Schattenmessungen errechnet er, dass der Abstand der Sonne von der Erde 60 Erddurchmesser beträgt.
Es wird vermutet, dass solche populärwissenschaftlichen Werke gerne gelesen wurden, weil sie in eine dichterische Rahmenerzählung eingebettet worden sind. [3]
Quellen:
[1] Englisch, Brigitte: Die Artes liberales im frühen Mittelalter. Steiner Verlag. Stuttgart 1994. – S. 52
[2] Englisch, Brigitte: Die Artes liberales im frühen Mittelalter. Steiner Verlag. Stuttgart 1994. – S. 92
[3] Gericke, Helmuth: Mathematik in Antike, Orient und Abendland. Marixverlag. Wiesbaden 2005. – S. 49
Format:
2°
Illustration:
Ill. (Holzschn.)
Extent:
[1], LXXXIX Bl.
Year(s) of publication:
1492
Place of Printing (by original item):
Venetiis
Place of Printing (german):
Venedig
Fingerprint:
iais rae- æ.ta sena 3 1492R
Origin of fingerprint:
Fingerprint nach Ex. der ThULB Jena
Annotation:
Goldgrundinitiale auf Bl. a2, Rote und blaue Lombarden, rubriziert
Kolophon: Macrobii Aurelii Theodosii uiri consularis & illustris saturnaliorum libri impressi Venetiis Anno domini.M.cccclxxxxii.die.xxviiii.Iunii.
Drucker nach BSB-Ink M-4
Signaturformel nach Ex. der ThULB Jena: a8, b-f6, g8-1, h-o6, p4