leergebliebene folios: 1, 18, 39v, 40, 138v-142, 158v, 159, 199v, 200, 219v, 280v-282v • farbige Initiale 'K' auf Bl. 1, ebendort untere Leiste aus Ranken, Blättern und Blüten in roher Ausführung • Rastrierung wie Chorbuch 30, 31, 33 und Weima A • Foliierung: neu, Bleistift, [Roediger?]
Sonstiges: auffallend wenig rote Schrift, vor allem Cantus-firmus-Bezeichnungen • Illumination fol. 1v: Blumen und Ranken, unfertige Initiale; Initialformen nach Art von Chorbuch 30 • die Messen sind von alter, doch nicht der Hand des Notenschreibers, durchnumeriert • fol. 114v zu Beginn der Messe ein Zählerfehler: 'M 6', von moderner Hand korrigiert: '7'; geändert für alle folgenden Messen; Reste einer alten Lagenzählung, vgl. die Lagenskizze
area of text:
29 x 43,5 cm
number of line:
Notenzeile 1,8; bis 11 Notenzeilen auf der Seite
Annotation:
loses Blatt mit zeitgenössischen Auflösungen verschiedener Kanonsprüche liegt unter dem vorderen Deckel
Mit dem Chorbuch 32 liegt die zweite in Süddeutschland entstandene Handschrift mit Meßordinarien vor. Für die Herstellung des gesamten Codex wurde nur ein Papier verwendet; es ist dasjenige mit dem Wasserzeichen B. • Nachträge finden sich auf fol. 28v-29r sowie auf fol. 107ff.: es handelt sich dabei um einige wenige Textmarken von ungelenker Hand. Die so beschriebene Einheitlichkeit setzt sich auch im Lagenaufbau fort. Nur drei der insgesamt 28 Lagen weichen vom Standardmaß des Quinio ab. Bisweilen sind Reste einer alten LAgenzählung erkennbar; das Fehlende sing durch Beschneiden der Blätter verloren. Die Rekonstruktion und Vervollständigung dieser alten Lagenzählung lässt sich problemlos durchführen, und es wird deutlich, dass sich das Chorbuch auch heute noch in der Ordnung befindet, die eben dieser alten Lagenzählung zugrunde liegt
Für die Handschrift Chorbuch 32 fehlt eine aus der Einbanduntersuchung hervorgehende Datierungshilfe; aufgrund der engen codicologischen, wie auch inhaltlichen Bindung an die Schwesterhandschrift Chorbuch 31 sind jedoch von dieser Seite Anhaltspunkte gegeben. Noch in die 1480er Jahre (oder früher) fallen Obrechts 'Missa O beate pater Donatiane', die Martini-Messe, das Isaac-Credo, sowie die Josquin-Messen 'Gaudeamus' und 'L'homme armé super voces musicales'. Mit Sicherheit spätestens in das letzt Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts gehören die Messen von Pipelare, de Orto, Ghiselin-Verbonnet und Brumel. Indem die Entstehung von Josquins 'Missa La sol fa re mi' aus biographischen Gründen überzeugend in die Jahre 1490-93 datiert wird (osthoff), ist von hier ein 'terminus ante quem non' für die Entstehung des Chorbuchs 32 gegeben. Eingedenk der quellenkritischen Verwandtschaft zu Chb. 31 erscheint es deshalb auch hier gerechtfertigt, die Jahre 1495-1500 als den Entstehungstermin der Handschrift anzunehmen.
In den beiden Ordinariumsschriften Chorbücher 31 und 32 liegt - bezogen auf deren Entstehungszeit - ein ganz aktuelles Repertoire vor. Es sind dort jene Werke vertreten, die nicht nur von Komponisten geschaffen wurden, für die ein Aufenthalt in Italien charakteristisch ist, sondern als besonders individuell für die Jenaer Chorbücher muss gelten, dass die dort vertretenen Komponisten mit Mehrheit auch in Italien entstanden sind. So sind Alexander Agricola (1474), Josquin (1480/81) und Jacob Obrecht (1487) in Ferrara belegt; auch Heinrich Isaac ist bereits 1485 in Florentiner Akten nachweisbar. 1487 sind Josquin, Gaspar Weerbeke, Johannes Martini und Mabrianus de Orto in Diensten der päpstlichen Kapelle nachgewiesen. Es treten im Kern dieselben Musiker in Erscheinung, die auch im Repertoire der Chorbücher 31/32 repräsentiert sind. In ihnen findet sich somit ein spezifisch italienisches Repertoire, wie es sich mehrheitlich in den letzten zwei Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts in den Zentren italienischer Musikpflege ausgebildet hat.
Chorbuch 32 gehört zu den Papierhandschriften innerhalb des Jenaer-Musikhandschriften-Komplexes für Kurfürst Friedrich den Weisen. Außerdem ist es der Deutschen Gruppe dieser Chorbücher zu zuordnen. Die deutschen Chorbücher sind keine uneingeschränkte mitteldeutsch-sächsische Eigenleistung, sondern ihre Anfertigung steht, wie neure kodikologische Untersuchungen von Papier, Schreibern und Einbänden zeigen, in engem Zusammenhang mit einem süddeutschen Aufenthalt Friedrichs des Weisen am Hofe Maximilians I. in den Jahren 1497/98.
Literature:
-- Karl Erich Roediger, Die geistlichen Musikhandschriften der Universitätsbibliothek Jena, Bd. 1 (Textband), Jena 1935, S. 53
-- J. Heidrich, Die deutschen Chorbücher aus der Hofkapelle Friedrich des Weisen (Sammlung Musikwissenschaftlicher Abhandlungen, 84), Baden-Baden 1993, S. 129ff.
-- Kathryn Ann P. Duffy, The books of Ordinaries, in: (Dies.), The Jena Choirbooks: Music and Liturgy at the Castle Church in Wittenberg under Frederick the Wise, Elector of Saxony. Vol. 1 & 2, Chicago 1995
-- J. Heidrich, "Jena: Musikhandschriften", in: Musik in Geschichte und Gegenwart: Sachteil, Kassel 1996, 4. Aufl., Sp. 1451-1455, hier: Sp. 1453-1454
äußerer rechter Rand: fünfblättrige Blüte, groß, ohne Umrahmung & fünfblättrige Blüte, klein, im Kreis • rechter Rand: Laubstab • Mitte: Granatapfel mit inliegender Frucht • linker Rand: einzelne Frucht • Beschriftung (Rücken): Reste von alten Schildern: 'H', '10' • modernes Schild 'Chorbuch Nr. 32' • auf dem Deckel befinden sich Spuren von nicht mehr lesbaren Schildern • Innendeckel: 'Cod. 21'
Cover description:
bezogen mit hellem Leder • Rollenstempel auf beiden Deckeln gleich, ebenso die Prägung des Leders mit Streicheisen • originale Schließen und Winkeleisen