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Type:
manuscript (volume with more than one work)
Main title:
Chorbuch 3: 8 Messen (Ordinaria)
Patron:
Format:
57 x 38 cm
Extent:
115 Bl.
date of orgin:
zwischen 1518 und 1520
place of orgin:
Flandern
material type:
Pergament
codicology:
leergebliebene folios: 14v-15r, 28v-59r, 90v-91r, 104v-106r, 116v
area of text:
56,5 x 37 cm
number of line:
Notenzeile 2, 4; 8-10 Notenzeilen auf jeder Seite
font:
Noten: spätmittelalterliche Mensurnotenschrift; Text: spätgotische franzönzösische Kursive
Annotation:
Provenienz:
Die Handschriften blieben zunächst bis 1547 in der Allerheiligenstiftskirche in Wittenberg, dann gelangten sie mit Johann Friedrich I. nach
Weimar, 1548 schließlich mit der übrigen höfischen Bibliothek nach Jena, wo der Grundstock der späteren Universitätsbibliothek
gebildet wurde, der sie noch heute angehören. In Jena sah sie auch Goethe, der bereits ihre niederländische Herkunft aus der
Beurteilung der Miniaturen richtig zu deuten wusste.
künstlerische Ausstattung:
Das kostbarste der drei Chorbücher ist Nr. 3, geschrieben von Schreiber C. Es ist zugleich das einzige, das nicht in späterer Zeit wegen
seiner Miniaturen verstümmelt wurde. Es enthält vier Miniaturen (zu Beginn der ersten, dritten und vierten Messe), außerdem größere
Akanthusbuchstaben vor farbigem Grund zu Beginn der fünften bis achten Messe, kleinere Akanthusbuchstaben vor Tenor, Contratenor und
Bassus am Anfang der ersten bis vierten Messe, ungrundierte Groteskeninitialien und - im Zusammenhang mit den Miniaturen -
Randleistensysteme mit dem üblichen illusionistischen Streumotiven. Das von zwei Engeln gehaltene Wappen Friedrichs findet sich vor
dem Superius der zweiten Messe auf fol. 15v anstelle einer figürlichen Miniatur.
beteiligte Mitarbeiter/Werkstatt:
Für die vier Miniaturen auf fol. 1v, 29v, 30r und 43v lassen sich drei verschiedene Mitarbeiter der Werkstatt Horenbouts unterscheiden.
Die Betrachtung dieses Jenaer Chorbuches hat gezeigt, dass es mehrere Strömungen der flämischen Buchmalerei seiner Zeit vereinigt.
Unterschiedliche Stilelemente stehen hier nebeneinander, anders als im Melchner Chorbuch, das durch die Persönlichkeit Horenbouts
geprägt ist. Das bedeutet jedoch keinesfalls eine Minderung der Qualität. Dass der Einfluss Horenbouts' auch hier - am stärksten in
der ersten Miniatur - wesentlich ist, wurde herausgearbeitet, doch zeigte sich auch, dass die hier beteiligten Illuminatoren ihre
persönliche Handschrift, ihre Gestaltungsweise und Personencharakterisierung nicht aufgaben. Das Nebeneinander unterschiedlicher
künstlerischer Aussagen macht den besonderen Reiz dieses Chorbuches aus.
Die Handschriften blieben zunächst bis 1547 in der Allerheiligenstiftskirche in Wittenberg, dann gelangten sie mit Johann Friedrich I. nach
Weimar, 1548 schließlich mit der übrigen höfischen Bibliothek nach Jena, wo der Grundstock der späteren Universitätsbibliothek
gebildet wurde, der sie noch heute angehören. In Jena sah sie auch Goethe, der bereits ihre niederländische Herkunft aus der
Beurteilung der Miniaturen richtig zu deuten wusste.
künstlerische Ausstattung:
Das kostbarste der drei Chorbücher ist Nr. 3, geschrieben von Schreiber C. Es ist zugleich das einzige, das nicht in späterer Zeit wegen
seiner Miniaturen verstümmelt wurde. Es enthält vier Miniaturen (zu Beginn der ersten, dritten und vierten Messe), außerdem größere
Akanthusbuchstaben vor farbigem Grund zu Beginn der fünften bis achten Messe, kleinere Akanthusbuchstaben vor Tenor, Contratenor und
Bassus am Anfang der ersten bis vierten Messe, ungrundierte Groteskeninitialien und - im Zusammenhang mit den Miniaturen -
Randleistensysteme mit dem üblichen illusionistischen Streumotiven. Das von zwei Engeln gehaltene Wappen Friedrichs findet sich vor
dem Superius der zweiten Messe auf fol. 15v anstelle einer figürlichen Miniatur.
beteiligte Mitarbeiter/Werkstatt:
Für die vier Miniaturen auf fol. 1v, 29v, 30r und 43v lassen sich drei verschiedene Mitarbeiter der Werkstatt Horenbouts unterscheiden.
Die Betrachtung dieses Jenaer Chorbuches hat gezeigt, dass es mehrere Strömungen der flämischen Buchmalerei seiner Zeit vereinigt.
Unterschiedliche Stilelemente stehen hier nebeneinander, anders als im Melchner Chorbuch, das durch die Persönlichkeit Horenbouts
geprägt ist. Das bedeutet jedoch keinesfalls eine Minderung der Qualität. Dass der Einfluss Horenbouts' auch hier - am stärksten in
der ersten Miniatur - wesentlich ist, wurde herausgearbeitet, doch zeigte sich auch, dass die hier beteiligten Illuminatoren ihre
persönliche Handschrift, ihre Gestaltungsweise und Personencharakterisierung nicht aufgaben. Das Nebeneinander unterschiedlicher
künstlerischer Aussagen macht den besonderen Reiz dieses Chorbuches aus.
Inventory:
Project(s):
Bibliotheca Electoralis
Genre:
Lied
Owning Corporation:
Patron:
Shelfmark(s):
Chorbuch 3
history:
Die reiche vorreformatorische Pflege polyphoner giestlicher Musik am kursächsischen Hof Friedrichs
des Weisen, der, wie sein Biograph Spalatin unterstreicht, stets "große Lust und Willen zur Musica gehabt" hat, ist durch jenen
Bestand von insgesamt 18 Chorbüchern aus der Zeit um 1500 dokumentiert, der heute mehrheitlich in der Thüringer Universitäts- und
Landesbibliothek Jena aufbewahrt wird. Die Manuskripte, zum Teil großartig illuminierte Prachthandschriften, lassen sich nach
Beschreibstoff und Herkunft in zwei Gruppen teilen: Die aufwendiger gestalteten, insgesamt etwas jüngeren Pergamenthandschriften
sind offenbar im Umfeld der berühmten Schreiberwerkstatt des Petrus Alamire am niederländischen Hof in Mecheln/Brüssel entstanden,
während die sogenannten "deutschen Chorbücher", durchweg einfachere Papiermanuskripte, einerseits aus Kursachsen selbst, zum
größeren Teil aber aus dem süddeutschen Wirkungsbereich der Hofkapelle des späteren Kaisers Maximilian I. stammen. 1494 weilte er an
den burgundischen Residenzen in Brüssel und Mecheln. Der musikalische Einfluss der Niederlande wurde wesentlich für ihn, diesen
Umständen verdanken wir die kostbaren Chorbücher, die Friedrich geschenkt wurden.
Friedrich der Weise hatte sich in den Jahren 1497/98, mit wechselnden reichspolitischen Aufgaben betraut, am maximilianischen Hof in
Süddeutschland aufgehalten, und es liegt nahe, die Anregung zur Kompilation dieser Quellen mit diesem Aufenthalt in Verbindung zu
bringen. Das in den Jenaer Chorbüchern überlieferte Repertoire dokumentiert in ganzer Breite die sogenannte Kunst der
franko-flämischen Vokalpolyphonie mit Meistern wie Josquin Desprez, Pierre de la Rue, Heinrich Isaac, Jacob Obrecht, Antoine Brumel
u.a.
Unter den Chorbüchern, die für Friedrich den Weisen hergestellt wurden, zeichnet sich das Chorbuch 3 nicht allein durch die hohe Qualität der
Miniaturen, sondern auch durch seinen Reichtum an Bezügen auf Friedrich den Weisen aus. Im Gegensatz zu den übrigen Chorbüchern, in
denen Messen von Pierre de la Rue deutlich überwiegen, enthält es ausschließlich Werke anderer Komponisten. Unter ihnen dominiert
Josquin des Prez (ca. 1450-1521) mit fünf Messen. Von Antoine de Févin (ca. 1470-1511/12), Loyset Compère (ca. 1455-1518) und Jean
Mouton (nicht nach 1459-1522) wurde jeweils eine Messe aufgenommen.
des Weisen, der, wie sein Biograph Spalatin unterstreicht, stets "große Lust und Willen zur Musica gehabt" hat, ist durch jenen
Bestand von insgesamt 18 Chorbüchern aus der Zeit um 1500 dokumentiert, der heute mehrheitlich in der Thüringer Universitäts- und
Landesbibliothek Jena aufbewahrt wird. Die Manuskripte, zum Teil großartig illuminierte Prachthandschriften, lassen sich nach
Beschreibstoff und Herkunft in zwei Gruppen teilen: Die aufwendiger gestalteten, insgesamt etwas jüngeren Pergamenthandschriften
sind offenbar im Umfeld der berühmten Schreiberwerkstatt des Petrus Alamire am niederländischen Hof in Mecheln/Brüssel entstanden,
während die sogenannten "deutschen Chorbücher", durchweg einfachere Papiermanuskripte, einerseits aus Kursachsen selbst, zum
größeren Teil aber aus dem süddeutschen Wirkungsbereich der Hofkapelle des späteren Kaisers Maximilian I. stammen. 1494 weilte er an
den burgundischen Residenzen in Brüssel und Mecheln. Der musikalische Einfluss der Niederlande wurde wesentlich für ihn, diesen
Umständen verdanken wir die kostbaren Chorbücher, die Friedrich geschenkt wurden.
Friedrich der Weise hatte sich in den Jahren 1497/98, mit wechselnden reichspolitischen Aufgaben betraut, am maximilianischen Hof in
Süddeutschland aufgehalten, und es liegt nahe, die Anregung zur Kompilation dieser Quellen mit diesem Aufenthalt in Verbindung zu
bringen. Das in den Jenaer Chorbüchern überlieferte Repertoire dokumentiert in ganzer Breite die sogenannte Kunst der
franko-flämischen Vokalpolyphonie mit Meistern wie Josquin Desprez, Pierre de la Rue, Heinrich Isaac, Jacob Obrecht, Antoine Brumel
u.a.
Unter den Chorbüchern, die für Friedrich den Weisen hergestellt wurden, zeichnet sich das Chorbuch 3 nicht allein durch die hohe Qualität der
Miniaturen, sondern auch durch seinen Reichtum an Bezügen auf Friedrich den Weisen aus. Im Gegensatz zu den übrigen Chorbüchern, in
denen Messen von Pierre de la Rue deutlich überwiegen, enthält es ausschließlich Werke anderer Komponisten. Unter ihnen dominiert
Josquin des Prez (ca. 1450-1521) mit fünf Messen. Von Antoine de Févin (ca. 1470-1511/12), Loyset Compère (ca. 1455-1518) und Jean
Mouton (nicht nach 1459-1522) wurde jeweils eine Messe aufgenommen.
Literature:
-- Karl Erich Roediger, Die geistlichen Musikhandschriften der Universitätsbibliothek Jena,
Bd. 1 (Textband), Jena 1935, S. 40f.
-- Georg Karpe, Handschriften und alte Drucke aus den Sammlungen der Universitätsbibliothek der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena
1976, S 52-55
-- Johanna Flemming / Irmgard Kratzsch, Noten und Ranken. Aus Chorbüchern des 16. Jahrhunderts, Dresden 1986 (Das Kabinett. Kalender für
1987)
-- Maria Kapp, Die Jenaer Handschriften für Friedrich den Weisen - Jena 2, 3, 5, 8, 12, 20 und 21, in: (Dies.), Musikalische Handschriften
des burgundischen Hofes in Mecheln und Brüssel ca. 1495-1530. Studien zur Entwicklung Gerard Horenbouts und seiner Werkstatt,
Darmstadt 1987, S. 124-138, hier v.a. S. 127f.
-- Jürgen Heidrich, Die Deutschen Chorbücher aus der Hofkapelle Friedrichs des Weisen. Ein Beitrag zur mitteldeutschen geistlichen
Musikpraxis um 1500, Baden-Baden 1993, S. XVIIIf.
-- Kathryn Ann P. Duffy, The books of Ordinaries, in: (Dies.), The Jena Choirbooks: Music and Liturgy at the Castle Church in Wittenberg
under Frederick the Wise, Elector of Saxony. Vol. 1 & 2, Chicago 1995, S. 252-284
-- Herbert Kellmann, The Treasury of Petrus Alamire. Music and Art in Flemish Court Manuscripts 1500-1535, Gent und Amsterdam 1999, S.
86-89
-- Jürgen Heidrich, Die Missa "Beata progenies" im Chorbuch "Jena 32". Eine bisher unerkannte Komposition Jacob Obrechts?, in: Archiv für
Musikwissenschaft, 57. Jg., H. 2, 2000. S. 151-171
-- Irmgard Kratzsch, Schätze der Buchmalerei. Aus der Handschriftensammlung der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.
Herausgegeben von Sabine Wefers, Jena 2001, S. 98-104
Bd. 1 (Textband), Jena 1935, S. 40f.
-- Georg Karpe, Handschriften und alte Drucke aus den Sammlungen der Universitätsbibliothek der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena
1976, S 52-55
-- Johanna Flemming / Irmgard Kratzsch, Noten und Ranken. Aus Chorbüchern des 16. Jahrhunderts, Dresden 1986 (Das Kabinett. Kalender für
1987)
-- Maria Kapp, Die Jenaer Handschriften für Friedrich den Weisen - Jena 2, 3, 5, 8, 12, 20 und 21, in: (Dies.), Musikalische Handschriften
des burgundischen Hofes in Mecheln und Brüssel ca. 1495-1530. Studien zur Entwicklung Gerard Horenbouts und seiner Werkstatt,
Darmstadt 1987, S. 124-138, hier v.a. S. 127f.
-- Jürgen Heidrich, Die Deutschen Chorbücher aus der Hofkapelle Friedrichs des Weisen. Ein Beitrag zur mitteldeutschen geistlichen
Musikpraxis um 1500, Baden-Baden 1993, S. XVIIIf.
-- Kathryn Ann P. Duffy, The books of Ordinaries, in: (Dies.), The Jena Choirbooks: Music and Liturgy at the Castle Church in Wittenberg
under Frederick the Wise, Elector of Saxony. Vol. 1 & 2, Chicago 1995, S. 252-284
-- Herbert Kellmann, The Treasury of Petrus Alamire. Music and Art in Flemish Court Manuscripts 1500-1535, Gent und Amsterdam 1999, S.
86-89
-- Jürgen Heidrich, Die Missa "Beata progenies" im Chorbuch "Jena 32". Eine bisher unerkannte Komposition Jacob Obrechts?, in: Archiv für
Musikwissenschaft, 57. Jg., H. 2, 2000. S. 151-171
-- Irmgard Kratzsch, Schätze der Buchmalerei. Aus der Handschriftensammlung der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.
Herausgegeben von Sabine Wefers, Jena 2001, S. 98-104
BE-Number:
BE_1036
License:
Cover date:
Spätgotik
Material:
braunes Leder über Holz
Cover decoration:
Gliederung des Einbandes in rautenförmige Felder durch Streicheisenlinien innerhalb mehrerer rechteckiger Umrahmungen, die mit verschiedenen Einzelstempeln verziert sind
Cover description:
Der spätgotische Einband aus braunem Leder über Holzdeckeln ist durch Streicheisenlinien innerhalb mehrerer rechteckiger Umrahmungen, die mit verschiedenen Einzelstempeln verziert sind, in rautenförmige Felder gegliedert, die von großen Einzelstempeln mit floraler Ornamentik ausgefüllt sind. Nur der Rücken wurde ergänzt. Erhalten sind je vier schlichte Eckbeschläge und zwei reich verzierte Schließen aus Messing.
Cut edges:
Der Schnitt ist vergoldet
clasp / application:
je vier schlichte Eckbeschläge und zwei reich verzierte Schließen aus Messing
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1v - 14r - Missa [Elisabeth] Faisant regretz11853579X; 2007744-0
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14v - 15r - Leerseiten
2007744-0
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15v - 28r - Missa Fridericus dux Saxsonie [Missa Hercules dux Ferrariae]
11853579X; 2007744-0
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29v - 43r - Missa Ave maris stella
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43v - 58r - Missa Mente tota
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58v - 59r - Leerseiten
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59v - 73r - Missa Malheur me bat
11853579X; 2007744-0
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73v - 90r - Missa Alles regrets [II]
11853579X; 2007744-0
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90v - 91r - Leerseiten
2007744-0
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91v - 104r - Missa L'homme armé
11853579X; 2007744-0